Klar, es gibt einen CSD, ein Lesben- und ein Schwulenzentrum. Bisexuelle haben doch sowieso keine Probleme? Viel mehr Auswahl und keine Treue … und was sonst noch an schnellen Gedanken daher kommt. Und immer bleibt ein wenig der Verdacht, grade nur ein halbes Coming Out erlebt zu haben?
Doch Lesbe? Doch schwul? Sieht gar nicht so aus … oder? Was nicht als Hardcore-Lesbe oder tuntig auftritt, ist doch Normal, oder? Normal, das gab’s mal, als wir alle noch katholisch waren … bis Kinsey in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufdeckte: Da ist viel mehr zwischen den Geschlechtern, als man damals annehmen wollte. Auch er …
Seine Bücher waren nur von Fachleuten gelesen, seine Lebensart war schnell diffamiert, wie die von vielen mutigen Autoren der damaligen Zeit: Paul Goodman, Simone de Beauvoir, … denn die Öffentlichkeit hatte noch damit zu tun, die verruchte Homosexualität zu akzeptieren.
Papa Freud hatte den Psychoanalytikern zwar schon beigebracht, dass jeder Mensch bisexuell angelegt ist, aber das verdrängten sie eben so schnell wie seinen jüdischen Hintergrund: Arisch und Hetero waren die Gewinner, bis in die 90er Jahre lieb das Berufsethos (Hetero, arisch waren die Überlebenden sowieso).
Noch etwas wissenschaftlicher: http://www2.hu-berlin.de/sexology/GESUND/ARCHIV/DEUTSCH/BISEX.HTM
Bisexualitäten – Geschichte und Dimensionen eines modernen wissenschaftlichen Problems Erwin J. Haeberle
Erschienen in: Bisexualitäten – Ideologie und Praxis des Sexualkontaktes mit beiden Geschlechtern, hg. von E. J. Haeberle u. R. Gindorf, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1994, S. 1-39