Das Sternchen*,
das immer mehr Menschen in ihre diversen Anreden und Bezeichnungen von Geschlecht und Orientierung einfügen, LGBT*I oder queer* soll den Platz für den möglichen Wandel oder „das noch nicht bezeichnete“ markieren. Inter* ist ein Lebens-Zustand.
Ein spannendes Fachgespräch der Grünen im bayrischen Landtag brachte die Spannungsfelder der Medizin und des gesellschaftlichen Denkens zu den Interessen der Betroffenen in die politische Ebene.
Es fehlt aber noch an Selbstorganisation vor Ort, denn das Internet ist reich und vielfältig, aber nur eine vituelle Hilfe, wo menschliche Beratung, Erfahrung und Expertise gebraucht wird:
Identität und Geschlechtsmerkmale, Chromosomen und Hormone, dutzendweise Ansätze und Erklärungsmuster, Gesetzesvorschläge und „DSD“ (disorder sexual development) Leitlinien: Disorder und „Störungen“ sind aber nur Kassen-relevant, nicht Identitätsstiftend.
Die Vielfalt der jeweiligen Abweichungen in Chromosomen-Wirkung, Hormonspiegel und Wohlergehen erfordert gute Koordinationen in der Selbstorganisation. Die Medizin bearbeitet nur den einzelnen Fall.
So weit die Fortschritte und die damit verbundenen Hoffnungen.
Die bayrische Realität
würde ich heute immer noch anders formulieren:
Es gibt nur ein Geschlecht, und das herrscht.
Das weniger Wertvolle, nicht zu Priesteramt und männlicher Erbfolge berechtigte, und seine diversen Abweichungen, sollen erst mal still sein.
Aus wahlkampftechnischen Gründen können weniger wertvolle (fe-male) Personen in Ämter und Listen aufgenommen werden, sollen sich aber anständig anziehen und zurückhalten.
Stammhalter und Büchsenmacher sind Traditionsbegriffe unserer Heimat.
inter* ist kein Geschlecht
sondern ein Zustand, der von Geburt her (und vorgeburtlich) erst einmal akzeptiert werden soll, und keinesfalls abgetrieben oder sterilisiert werden darf. „Geschlechtsangleichene“Operationen bedürfen einer Zustimmung, wenn sie nicht wirklich medizisch zum Überleben notwendig sind.
Zwischen 1 von 1000 oder 1 von 10.000 Geburten mit „Anomalien“ liegen die Schätzungen, und 95% Operationen bingen 84% mit weiblichem Ergebnis. Die innere Entwicklung bringt dann oft erst die Probleme.
Geburtsvorbereitung
und Schwangeren-Beratungen, Hebammen und Beratungsstellen sind am nächsten dran, wenn sich junge Leute mit Kinderwunsch und Schwangerschaft auseinandersetzen, und schon dort sollte die Frage eines „Wunschgeschlechtes“ problematisiert werden.
Eltern, Erziehende und Schule
brauchen ein paar schlichte Hilfestellungen, um das generelle kindliche Selbstbestimmungsrecht gegen die übertriebene Fürsorge abzugrenzen:
Es gibt alle verschiedenen Geburts- und Lebensformen, die vorHERRschenden sind nicht Norm, sondern altbackene Gewohnheit.
Selbsthilfe kann der Medizin helfen,
zu lernen, wie die Beratung zur Selbstbestimmung in allen geschlechtlichen, körperlichen, organischen, hormonellen oder verändernden Behandlungen und Eingriffen zu erfolgen hat.
Brüche können Räume öffnen
In der Migration ist die gesamte sexuelle Thematik von Orientierung bis Lebensformen als Transfer zu bearbeiten: Was sagen Herkunftskulturen und Religionen, was die Aufklärung und die Demokratie?
Wie geht das Lernen, das Thematisieren von Interessen, Unterschieden und Veränderungen, welche sprachlichen Horizonte kann uns die Literatur und Kunst öffnen?
Liebe hatte viele Kulturen …
und schon die Umgangsweisen mit divers Behinderten bringt ganz schnell die Hilf- und Sprachlosigkeit zu Tage, wenn es um Sexualitäten und Rechte geht.
Die Forderung nach Sexualbegleitung kommt vor allem aus dem Erleben von spät oder durch Unfall behindert gewordenen Menschen.
Das Recht, ein andere* zu werden
hieß ein spannendes Buch der evangelischen Dichterin und Theologin Dorothee Sölle. Im Original der 70er Jahre hieß es natürlich „anderer“. Sie leitete biblisch ab, dass wir uns verändern dürfen, zu werden, was wir noch nicht sind … vom Exodus als Ausweg aus einer Unterdrückung.
Sie kann uns vielleicht zu den spannendsten Bruchstellen begleiten: Ich denke an Träger wie die kirchlichen Frauenbünde und Landfrauen-Organisationen, die pragmatisch mit den Kinder-kriegen-Themen verbunden und am Aufwachsen ihrer Jugend informiert sind.
Jugendverbände können dort ihre Interessen und Unterstützungen einbringen, und im intergenerationen – und interkultur-Lernen neue Dimensionen öffnen.
Hat dies auf Sexualpädagogik in Bayern rebloggt.