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Kompromisse statt Akzeptanz

Bayrisches Kultusministerium veröffentlicht neue Richtlinie für die Familien- und Sexualerziehung in den bayrischen Schulen

(21.12.2016) Anlässlich der Veröffentlichung der neuen Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung in den bayrischen Schulen vom 15.12.2016 erklärt Johannes MayerSprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Bayern:

Statt eine richtungsweisende und den gesellschaftlichen Realitäten entsprechende Richtlinie vorzulegen, hat das Kultusministerium unter Staatsminister Dr. Spaenle einen Entwurf präsentiert, der zwar Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI*) erstmals überhaupt in Bayern erwähnt, jedoch Vielfalt von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten in Schule und Unterricht nur oberflächlich thematisiert. Das Thema Familienvielfalt taucht für den Grundschulbereich in der Richtlinie gar nicht auf. Besonders für Kinder ist es wichtig, auch ihre Familie in der Schule wertgeschätzt und sichtbar wiederzufinden. Heute leben bereits 30 Prozent der Kinder nicht mehr in einer heterosexuellen Kleinfamilie, diesem Umstand muss auch eine moderne Sexualerziehung Rechnung tragen. Hier besteht dringend Nachbesserungsbedarf. Ebenso sind die Themen Trans* und Intergeschlechtlichkeit in allen Jahrgangsstufen vernachlässigt worden.

Gleichfalls ist festzustellen, dass die vorgestellte Richtlinie des Ministeriums korrekterweise zwar den Lehrkräften Ideologisierung und Indoktrinierung von Schüler*innen untersagt, dies scheint jedoch für das Ministerium nicht im selben Umfang zu gelten. Anders lässt es sich nicht erklären, weshalb der ursprüngliche Entwurf (April 2016) das Thema „Akzeptanz von LSBTI*“ deutlich stärker in den Fokus nahm, als die nun vorgestellte Richtlinie. Der Begriff „Akzeptanz“ ist in der neuen Richtlinie gestrichen worden.

Das Kultusministerium hat anscheinend den diffamierenden Argumenten der besorgniserregenden „Demo für Alle“ nachgegeben. Denn es ist mehr als auffällig, dass das Ministerium die Richtlinie nach dem Treffen mit Vertreter*innen der sog. „Demo für alle“ nochmals verwässert hat. Dass das Ministerium den ultrakatholischen und rechtspopulistischen Familien- und Geschlechterbildern Raum gegeben hat, ist nicht hinnehmbar.

Nur wenn es gelingt sexuelle Vielfalt als selbstverständliches Thema in den Unterricht zu integrieren, kann Homo- und Transphobie nachhaltig bekämpft werden. Sexualerziehung im engeren und die Etablierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im weiteren Sinn, sind wichtige Bestandteile der Demokratie- und Menschenrechtsbildung und Kernaufgaben von Schulen. Als LSVD Bayern wollen wir dieses Bildungsziel auch weiterhin von der Landesregierung einfordern. Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen sind genau wie Heterosexuelle Teil unserer pluralistischen Gesellschaft und müssen in Schule und Unterricht Sichtbarkeit und Wertschätzung erfahren.

Hintergrund

Die verschiedenen Fassungen der Richtlinien zur Familien- und Sexualaufklärung

Rechtlichen Vorgaben für den Sexualkundeunterricht

Forderungen des Aktionsbündnisses „Vielfalt statt Einfalt“ München

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